Wo ein Fuck it, da ein Weg – Andrea Weidlich
Wie plötzlich alles möglich wird, wenn Du aufhörst, es allen recht zu machen
Grundgedanke des Buches
Andrea stellt für sich fest, dass sie sich verloren hat und in dem Wunsch, es stets allen recht zu machen, ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt. Deshalb nimmt sie an einem Wochenendtripp zusammen mit Freunden und ihrem Psychologen teil, um Ballast abzuwerfen und zu sich selbst zu finden. Davon verspricht sie sich neue Erkenntnisse und Eindrücke. Diese schildert sie anschaulich und sehr detailliert in ihrem Buch.
Drei grundlegende Fragen an sich selbst
Am Anfang des Tripps, der aus einer gemeinsamen Wanderung durch fast unberührte Natur mit Wald, Bergen und einem Fluss besteht, werden drei grundlegende Fragen vom Therapeuten aufgeworfen, die an diesem Wochenende die Kernfragen darstellen werden:
- Wer bin ich?
- Wer möchte ich sein?
- Was würde ich tun, wenn alles möglich ist?
Diese drei Fragen bilden die Grundlage für die eigene Entwicklung. Dabei ist es wichtig, auch Stille zuzulassen, gut zuzuhören, denn es ist nicht alles wie es scheint.
Neue Erfahrungen zulassen
Der Therapeut stellt klar, dass alles außerhalb unserer Erwartungen oder Gewohnheiten uns aus der Fassung bringt. Wir versuchen stets, am Vertrauten starr festzuhalten bis der Riss so groß ist, dass es weh tut. Dann muss die Veränderung zwingend erfolgen. Wichtig ist nun, diese Veränderung zuzulassen, zu begrüßen, neugierig zu sein und sich dabei selbst zu erkennen. Denn, immer wenn wir aufbrechen, bricht auch etwas in uns auf.
Gefalle ich anderen?
Es ist nicht unsere Aufgabe, anderen zu gefallen. Wir müssen unseren Kopf von diesem Muster entschlacken und uns selbst finden. Dazu gehört Achtsamkeit, das heißt Aufmerksamkeit auf das JETZT! In dem Moment, in dem Du beschließt, Deine Aufmerksamkeit auf Neues zu richten, endet die Suche und das Finden beginnt. Kaum etwas macht uns so viel Angst.
Beginn der Selbstfindung
Andrea versucht es gleich am Anfang der Tour mit Achtsamkeit und stellt erstaunt fest, wieviel schöne Dinge sich um sie herum in der Natur und Umgebung befinden, die sie zuvor nicht bewusst wahrgenommen hat. Sie denkt über einen Grundsatz des Therapeuten nach, sich selbst zu lieben und sich dabei nicht ständig um andere zu kümmern. Wir müssen nicht permanent und aktiv Verantwortung für andere übernehmen und sie „Bemuttern“. Wenn wir zudem die Wertung aus unseren Gefühlen herausnehmen, hat das einen großen Einfluss auf unsere Sicht der Dinge.
Sind wir in einem Käfig gefangen?
Andrea stellt sich die Frage, ob wir uns selbst in einen Käfig setzen mit wenig Möglichkeiten, auszubrechen oder ob dieser Käfig von außen vorgegeben ist. Bei diesen Überlegungen kommt sie zu dem Schluss, dass wir nicht auf alles Einfluss haben, was uns passiert. Aber wir haben Einfluss darauf, wie wir darauf reagieren. Wir können lernen, uns selbst mit eigenen Augen zu sehen und nicht durch den Spiegel anderer.
Wer bin ich?
Diese Sinnfrage löst am Wochenende große Verwirrung und Irritation bei den Teilnehmern aus. Dabei geht es um die Hinterfragung, wer wir sind, wenn wir ohne Erwartungen anderer leben würden. Das führt zu der Frage, welche Erwartungen Anderer aber auch eigene Erwartungen wollt ihr loswerden? Welche Eigenschaften ordnen wir uns selbst zu? Finden wir hier keine guten Eigenschaften, hat das viel mit unserer Erziehung zur „Bescheidenheit“ zu tun. Daraus folgt allerdings, dass wir uns erst selbst lieben lernen müssen, bevor andere dies tun können.
Wie heißt Dein Ziel?
Dazu gehört auch die Klarheit, wohin ich eigentlich will, was ist mein Ziel. Solange ich dies nicht klar habe, kann ich auch nicht ankommen. Wenn Du meist, dass Du nicht verdient hast, glücklich zu sein, ist das eine schwere Last und Du kommst nicht voran. Du solltest Dir auch klarmachen, dass Du nicht bist, wer Du gestern warst, sondern derjenige, der Du heute entscheidest zu sein!
Warum sind die meisten Menschen unglücklich?
Es ist leichter, unglücklich zu sein als glücklich zu sein. Denn dann brauchst Du nichts machen und darfst trotzdem leiden. Unser Leben kann erst gut werden, wenn Du aufhörst, am Schlechten festzuhalten. Dazu gehört auch, nicht darauf zu achten, was andere über Dich denken, sondern herauszufinden, was DU willst. Nichts beschwört das Ende so herauf, wie die Angst davor!!! Wer seine Sicht auf andere richtet, verliert sich selbst dabei aus den Augen.
Selbsterkenntnis
Vielleicht ist der Mensch, den Du am meisten vermisst, DU SELBST. Der Kampf, den Du führst, hat weniger mit Deinem Gegenüber zu tun als mit Deinen Gedanken. Du musst den Müll anderer nicht annehmen. Geben und Nehmen sollte im Gleichgewicht sein. Und immer, wenn Du etwas nicht entscheidest, entscheiden andere für Dich. Du solltest im Leben mindestens einen Menschen retten und es ist o.k., wenn Du das selbst bist.
Sich anpassen an andere?
Wenn Du Dich für andere verbiegst oder andere ändern willst, wird Deine Beziehung unglücklich. Sei deshalb, wer Du bist und nicht, wer Du denkst, sein zu müssen. Welche Rolle hast Du Dich ausgesucht, um nicht verletzt zu werden? Du bist erst dann frei, wenn Du niemanden mehr beeindrucken musst. Um Probleme, die nicht zu Dir gehören, musst Du Dich nicht kümmern!!! Du musst Dich nicht zusammenreißen, um liebenswert zu sein. Wenn Du andere vor Dich stellst, lehrst Du sie, Dich nach hinten zu stellen. Du musst es nicht allen recht machen, nur DIR. Ein Vergleich mit anderen Menschen macht immer unglücklich. Du bist nicht Deine Vergangenheit.
Glückliche Beziehungen
Eine Beziehung sollte nicht in Abhängigkeit führen. Ein Job sollte nicht zur Selbstaufgabe führen. Bei beidem verlierst Du Dich selbst. Wenn Du die Vergangenheit verlässt, triffst Du Dich in einer neuen Realität wieder. Die Geschichte anderer ist nicht Deine Geschichte. Wenn Partner sehr unterschiedliche Einstellungen zum Leben haben, sollte sich keiner von beiden komplett verbiegen. Dann ist eine Trennung die beste Option. Kompromisse sollten nur in kleinerem Rahmen getroffen werden. Du musst unbedingt Deine eigenen Gefühle ernst nehmen. Erst dann kannst Du sie anschauen und verändern.
Entscheidungen prägen Dich
Wenn Du immer nur Schlechtes erwartest und darüber hinaus meinst, Du hast Glück nicht verdient, triffst Du auch entsprechende Entscheidungen. Die Angst davor, was alles passieren könnte, ist meist schlimmer als die Realität selbst. Die größte Angst haben wir vor Unvorhersehbaren Ereignissen.
Zusammenbruch als Neustart
Manchmal brauchen wir einen überwältigenden Zusammenbruch, um einen überwältigenden Durchbruch zu erreichen. Es ist o.k., wenn niemand Dein Leben versteht außer Du, denn niemand führt Dein Leben, außer Du. Höre auf, Dich in die enge Version anderer hineinzupressen. Wenn der Schuh nicht passt, zieh ihn aus aber stelle nicht Deinen Fuß infrage.
Eigene Energiequelle
Du bist ein kraftvoller mitreißender Fluss. Du hast nur vergessen, Dich so zu sehen, weil Dir irgendwann jemand eingeredet hat, der Damm zu sein. Woran Du gerade festhältst, könnte Dich zurückhalten; Arschtritte im Leben bringen Dich weiter. Es wird immer jemanden geben, der Deinen Wert nicht erkennen kann, lass es nicht Dich sein. Wenn Du alle ausgedienten Erwartungen wie alte Kleidung abstreifst, kannst Du in neue Möglichkeiten hineinwachsen.
Fazit
Andrea Weidlich macht mit diesem Buch ein großes Fass auf, das in irgendeiner Art und Weise wohl alle Menschen unseres Kulturkreises betrifft. Sie verpackt ihre Erkenntnisse in einzelne Charaktere der Teilnehmer, die mit ihrem mangelnden Selbstvertrauen und traumatischen Erfahrungen aus ihrer Vergangenheit unterschiedlich umgehen. Bei der Analyse dieses Buches habe ich mich auf die herausgearbeiteten Erkenntnisse fokussiert und dabei festgestellt, dass hier eine geballte Ladung an psychologischem Wissen verarbeitet wurde, die teilweise schwer zusammenzufassen war. Andrea selbst bettet alles in einen netten Wochenendtripp mit Freunden ein und erleichtert dadurch das Lesen. Allerdings wirkt die Handlung zumindest für mich über Strecken hinweg sehr langatmig und hat mich, gerade nach den ersten Seiten fast zum Abbruch des Lesens verleitet. Insgesamt lohnt sich das Buch jedoch durchaus, um eigene Baustellen des Lebens nochmals zu bearbeiten.
LINKS zu weiteren Büchern von Andrea Weidlich:
Wie Du Menschen loswirst, die Dir nicht guttun
Der geile Scheiss vom Glücklichsein