Stefan Klein – Die Glücksformel
Wie die guten Gefühle entstehen
ANALYSE Teil 1
Stefan Klein hat sich zum Ziel gesetzt, den Ursprung aller Gefühle anhand von wissenschaftlichen Studien, Auswertungen und Erkenntnissen zu ergründen. Aufgrund dieser Erkenntnisse möchte er dem Ursprung des Glücklichseins auf die Spur kommen.
Das Lächeln
Sein Ausgangspunkt ist die Erkenntnis eines deutschen Forschers und Psychologen, der im Jahr 1967 mit dem Vorurteil aufräumte, dass Gefühle anerzogen sind. Dazu erforschte er ein sehr abgelegen lebendes Volk (das noch nicht mit der restlichen Zivilisation in Berührung gekommen war) in Papua Neuguinea. Dabei fand er heraus, dass 42 Muskeln am Mienenspiel des Menschen beteiligt sind und übersetzte dies in Zahlen. Auf dieser Grundlage konnte er verschiedene Arten des Lächelns identifizieren. Das interessante dabei war, dass er 18 nützliche Arten des Lächelns ermittelte aber nur 1 echtes Lächeln, bei dem alle Gesichtsmuskeln beteiligt waren.
Nur das echte Lächeln, bei dem die Augenpartie beteiligt ist, spiegelt wirkliches Glück wider und dies entspringt seiner Überzeugung nach dem Körper! Bei Komplimenten reagiert z.B. der gesamte Körper mit Erhöhung der Blutzirkulation, Temperaturerhöhung, Körperspannung und letztendlich einer erhöhten Ausschüttung von Hormonen.
Die Nervensysteme
Das Gehirn erhält also Signale des Körpers, die bei entsprechenden positiven Impulsen das Glücklichsein auslösen. Hierüber können die Gefühle also gesteuert werden.
Weiterhin wurde erforscht, dass Gefühle den Nerven entspringen, wobei berücksichtigt werden muss, dass es zwei Nervensysteme gibt, ein unwillkürliches und ein willkürliches Nervensystem. Beide agieren weitestgehend unabhängig voneinander. Das willkürliche Nervensystem steuert Muskeln und Knochenbewegungen und damit auch die Wünsche, Vorstellungen und Gedanken und ist in der Großhirnrinde verankert.
Das unwillkürliche Nervensystem entspringt dem Hirnstamm im Nacken und organisiert die grundlegenden Funktionen des Körpers, wie Schlaf, Wachsein, Herzschlag, innere Organe, Blutfluss und Sexualität.
Daraus schlussfolgernd kann einerseits auf das willkürliche Nervensystem Einfluss genommen werden durch aktives Trainieren. Andererseits erfolgt ein Zusammenspiel mit chemischen Botenstoffen, wie Hormonen. Dieses Zusammenspiel zwischen den Botenstoffen in den Organen und dem Gehirn läuft auch weitestgehend automatisch und willkürlich ab. Es bildet das automatische Überlebensprogramm des Organismus.
Erst wenn der „normale Betriebszustand“ gefährdet ist, reagieren die Organe, indem man sich schlecht fühlt. Die Gefühle entstehen also über unbewusste Reaktionen des Körpers.
Intuition und Gefühle
Die oft vermutete Intuition ist eigentlich ein Erkennen des Körpers, bevor der Geist es begreift. Emotionen sind somit eine automatische Antwort des Körpers auf Situationen.
Gefühle hingegen sind die bewusste Wahrnehmung der Emotionen. Sie entstehen im Körper und werden anschließend im Gehirn verarbeitet.
Die Erkenntnis daraus ist, dass durch Beeinflussung des Körpers auch Gefühle geändert werden können. Wenn man ein echtes Lächeln willentlich auslöst, bekommt man somit automatisch ein besseres Gefühl!
Gefühle helfen bei Entscheidungen, da der Kopf zu lange benötigt, um alle Informationen abzuwägen. Bei komplexen Entscheidungen hilft das Gehirn jedoch mit, da diese sonst zu emotional ausfallen würden.
Schmerz und Lust
Eine weitere Erkenntnis aus der Glücksforschung ist es, dass es ohne Unglück / Schmerz auch kein Glück geben kann, da hierzu dann die Reize fehlen, um es wahrzunehmen.
Beachtenswert ist ebenfalls, dass negative Gefühle um ein Vielfaches stärker wahrgenommen werden als positive Gefühle. Evolutionär ist das als Lerneffekt notwendig gewesen, um sich Gefahrensituationen einzuprägen. Der Autor prägt hier den Satz: Unglück kommt allein, Glück muss man sich erkämpfen!
Die negativen Gefühle haben also ihre Berechtigung, da sie unbedachte Handlungen verhindern oder erschweren. Die Angst z.B. verhindert den Abschluss von Hoch-Risikogeschäften und damit den finanziellen Ruin des Menschen.
Fantasien zum Glück
Wir können jedoch (der Mensch als einziges Lebewesen) unsere Gefühle durch Fantasien / Vorstellungen beeinflussen. Eine andere Möglichkeit ist es, das Gefühl durch Tätigkeiten des Körpers positiv zu beeinflussen. Diese zwei Aspekte führen uns zur Fähigkeit, Glücksgefühle zu trainieren, selbst wenn die Umstände nicht besonders rosig aussehen.
So hat jeder die Möglichkeit, seine Anlagen bestmöglich zu nutzen und durch Schulung seines Geistes sowie Training seines Körpers in einem längeren Prozess das Glücklichsein zu erlernen.
Dabei muss man sich stets bewusst sein, dass ein „frei von Leid sein“ noch lange kein Glück bedeutet. Außerdem wurde herausgefunden, dass Freude und Wut sowie alle anderen Gefühle auch nebeneinander bestehen können. Oft kennen wir das durch die gleichzeitige Wahrnehmung von Lust und Schmerz.
Bei jeder Emotion sind mehrere Hirnareale aktiv, deshalb sind gleichzeitige unterschiedliche Emotionen auch möglich. Positive Emotionen entstehen eher in der linken Gehirnhälfte, negative Emotionen hingegen in der rechten Gehirnhälfte.
Fazit für mich:
Beim Lesen des Buches habe ich festgestellt, dass es für mich mehrere Irritationen gab. Zum einen ist das Buch ein sehr kleines „Büchlein“, von dem ich die Vorstellung hatte, ich lese es eben mal nebenbei durch. Völlig falsch! Durch sehr kleine Schrift, eng beschriebene Zeilen und wahnsinnig komplexen Inhalt ist das Buch ein inhaltliches Schwergewicht. Der Autor erklärt all seine Beobachtungen, Erkenntnisse, Zusammenhänge und untermauert diese mit extrem vielen Studien und Beispielen aus der Wissenschaft. Es ist wirklich nicht leicht zu lesen aber über weite Strecken trotzdem spannend aufgebaut.
Bei der Analyse habe ich festgestellt, dass ich dem Buchinhalt keineswegs in einer Analyse gerecht werden kann. Somit wird es hier den Teil 1 der Analyse geben, dem mindestens ein zweiter Teil folgen wird.
Somit ist wohl auch klar, dass ich eine Leseempfehlung all jenen gebe, die tiefer in die Zusammenhänge unserer Gefühlswelt einsteigen wollen und auch bereit sind, an sich selbst zu arbeiten, um zu besseren Gefühlen zu finden.
Weitere Bücher des Autors
• Wie wir die Welt verändern: Eine kurze Geschichte des menschlichen Geistes
• Wir alle sind Sternenstaub: Gespräche mit Wissenschaftlern über die Rätsel unserer Existenz
• Alles Zufall: Die Kraft, die unser Leben bestimmt
• Zeit: Der Stoff, aus dem das Leben ist. Eine Gebrauchsanleitung
• Die Ökonomie des Glücks
Stefan Klein –