Stille Revolution von Bodo Janssen
Ein Schlag ins Gesicht
Als Bodo Janssen in sehr jungen Jahren das Unternehmen seines Vaters übernommen hatte, empfand er sich als sehr erfolgreich. Die „Zahlen auf dem Papier“ wurden besser und er empfand, dass das Unternehmen genial läuft. Er schätzte sich selbst als innovativ, sensibel und perfekt in seiner Funktion als Geschäftsführer ein.
Mitarbeiterumfrage
Eine Mitarbeiterumfrage ergab zwar komplett andere Ergebnisse aber das ignorierte Bodo vorerst völlig, da er von seinem Führungsstil sehr überzeugt war. Erst als die Mitarbeiterbindung (Fluktuation) immer größer wurde und die Motivation seiner Mitarbeiter stetig schlimmer wurde, lud er einen Coach in sein Unternehmen ein. Bislang hatte er stets die „Zahlen“ im Blick, die sehr gut aussahen aber nicht die „Menschen“ im Fokus.
Die Arbeit des Coaches
Sein Coach sprach 6 Monate lang mit allen Mitarbeitern aller Betriebsstätten und wertete die Ergebnisse dann mit Bodo aus. Die Ergebnisse waren für ihn niederschmetternd, es herrschte eine Angstkultur vor Führungskräften im Unternehmen. Bodo verweigerte sich weiterhin längere Zeit, sich den Ergebnissen ehrlich zu stellen, da er noch immer sehr von sich überzeugt war. Bis er an einen Punkt kam, am dem er handeln musste, um den Niedergang seines Unternehmens zu verhindern.
Wider den Gehorsam
Er musste lernen, Maßnahmen MIT den Mitarbeitern zusammen zu erarbeiten und zu beschließen, nicht über ihre Köpfe hinweg. Das unternehmerische Denken sollte gefördert und die Mitarbeiter sollten am Gewinn beteiligt werden. Bei Unternehmensentscheidungen müssen alle Mitarbeiter informiert werden.
Zusammenhänge neu erkennen
Führung heißt immer „Führen von Menschen“ und Management bedeutet „Prozesse entwickeln“. Um dorthin zu gelangen, entschloss sich Bodo zu einem drastischen Schritt. Er ging ins Kloster zu den Benediktinern und belegte dort hochwertige Seminare für Führungskräfte bei Pater Anselm Grün und seinem Team. Zuvor hatte er dessen Werke gelesen und gehört.
Eiserne Disziplin und die Weisheit hinter den Mauern
Im Kloster wollte er Klarheit in seine Gedanken bekommen. Dort angekommen, fühlte er sich durch die Reduktion auf Wesentliches, Ordnung und Ruhe sofort selbst tief beruhigt in seinem Inneren. Er lernte, dass man Bedürfnisse anderer nicht vermuten und vorwegnehmen soll. Man soll nicht aktionistisch für andere handeln. Möglicherweise weicht das Bedürfnis des Gegenüber von meinen Vorstellungen ab. WENIGER IST MANCHMAL MEHR!
Führen lernen
1. Nur wer sich selbst führen kann, kann auch andere führen
2. Führung ist eine Dienstleistung, kein Privileg
3. Man sollte das rechte Maß für alles finden
4. Disziplin
Ohne Disziplin und Ordnung hat der Mensch keinen Halt. Dadurch sind Entscheidungen nur schwer möglich. Man sollte sich seiner inneren Haltung sehr bewusst sein. Man sollte authentisch sein.
Voraussetzungen zum Führen von Menschen
Durch Meditieren lernt man Konzentration und Achtsamkeit als Grundvoraussetzung. Dadurch kommt man innerlich zur Ruhe. Man sollte nicht die Erwartungen anderer erfüllen wollen, sondern sich selbst führen lernen. Es ist wichtig, sich selbst zu finden durch authentisches Verhalten, dann fließt alles…..
Durch seinen Aufenthalt im Kloster haben sich die Prioritäten von Bodo Jansen extrem verändert.
Jugendjahre vor der Unternehmensübernahme
Bodo hat sich lange treiben lassen ohne Ziel. Er hat extrem viel gefeiert, alles im Leben ausprobiert, was möglich ist. Er hat gesoffen, Drogen aller Art zu sich genommen und konnte keine festen Bindungen zu Frauen eingehen.
Er war sehr geltungsbedürftig, wollte stets im Mittelpunkt stehen, um seine Seele zu streicheln.
Bodo hat sich ständig selbst überschätzt, einfach Arbeiten übernommen ohne die entsprechende Qualifikation. Er hat immer mehrere Arbeiten, Projekte u.ä. parallel übernommen. Darunter litt dann die Zuverlässigkeit und Qualität seiner Aktionen. Durch diese Unzuverlässigkeit verlor er diverse Jobs. Ein Beispiel hierfür war, dass er neben seinem Studium in einer Bar arbeitete, als Model jobbte und teilweise Zivildienst im Krankenhaus absolvierte. Dort trieb er es soweit, dass er in seiner Arroganz und Selbstüberschätzung Fachfertigkeiten von Ärzten und Schwestern abschaute und eigenmächtig an Patienten durchführte.
Bodos besonderen Fähigkeiten
Durch seine extrovertierte Art und sein übersteigertes Selbstbewusstsein konnte er sich ausnehmend gut in Szene setzen. Das nutzte er, um ständig seine Kontakte in alle Bereiche auszubauen und zu vertiefen.
Sein exzessives Leben forderte allerdings auch Tribut an seine Gesundheit und somit nahm er immer mehr Rauschmittel, um seinen selbst auferlegten Lebensstil durchhalten zu können.
Kidnapping als Krönung seines Lebens auf der Überholspur
Durch seine Kontakte zur Unterwelt hat sich Bodo auch mit den falschen Freunden umgeben. Einer dieser „Freunde“ lockte ihn eines nachts in einen Hinterhalt, wo seine Kumpanen bereits darauf vorbereitet waren, ihn zu fesseln und gefangen zu nehmen. In dieser Geiselhaft unter schlimmen Bedingungen mit Folter und unter großer Angst um sein Leben verbrachte er mehrere Tage. Von seinem Vater wurde als Austausch eine große Geldsumme gefordert. Schließlich konnte Bodo durch Polizeieinsatz und der Unterstützung seines Vaters befreit werden. Unter den Traumafolgen litt er noch Jahre später.
Wie hat die Geiselnahme sein Leben verändert?
In der direkten Folge hat sich Bodo wieder ins Partyleben geworfen. Er hat den „Vorteil“, jetzt noch bekannter zu sein, dazu genutzt, um prominente Menschen kennen zu lernen. Seine Eltern haben ihn in allem unterstützt, was er gemacht hat. Allerdings haben sie ihm auch immer wieder einen anderen Weg aufgezeigt und ihn damit „gelockt“. Zum Beispiel haben sie ihm eine Sportanlage übergeben, die heruntergewirtschaftet war. Dort konnte er mit Freunden zusammen beweisen, dass er in der Lage war, etwas Sinnvolles mit Vision aufzubauen. Dies übernahm er neben seinem Studium und führte es auch in die schwarzen Zahlen mit innovativen Umgestaltungen.
Einfluss der Lebensumstände seiner Eltern
Im Jahr 2001 ging die Bauträgergesellschaft seiner Eltern in Insolvenz, was einen riesigen Einschnitt für die Familie bedeutete. Nur die Hotelgruppe Upstalsboom überlebte die Insolvenz und war künftig einzige Einkommensquelle der Eltern, nachdem die Hotels aus der Insolvenzmasse herausgekauft worden sind.
Weiter mit Bodos Leben
Bodo agierte noch immer weit selbst überschätzend mit großer Arroganz. Sein Studium brach er irgendwann ab und tat es als „Bullemielernen“ ohne Sinn ab. Seine nächste Idee war es, ins elterliche Unternehmen hineinzuschnuppern. Er bat seine Eltern um einen Arbeitsplatz im Unternehmen und bekam einen winzigen Raum vom Vater zugewiesen.
Arbeit im elterlichen Unternehmen
Familie Jansen verwaltete jetzt Hotels und Ferienanlagen für andere Unternehmer. Bodo suchte sich selbst Aufgaben im Unternehmen und nahm an den Meetings teil. Bald meinte er, vieles besser zu wissen als sein Vater und legte sich aufbrausend mit ihm an. Sein Vater reagierte allerdings ruhig und besonnen, so dass ihr Streit bald beigelegt werden konnte.
Transformation des Bodo Janssen
Durch einen Flugzeugabsturz mit der eigenen Privatmaschine kam Bodos Vater bald darauf ums Leben und das Unternehmen wurde von seiner Mutter und ihm weitergeführt. Das machte ein massives Umdenken und Dazulernen für ihn notwendig. In den folgenden 10 Jahren hat Bodo sein Wesen komplett geändert durch viel Selbststudium und die Führungsseminare im Kloster. Erst durch diese Entwicklung war es ihm später möglich, die inzwischen selbst geführten Hotels wieder aus der Kriese zu führen. Sie waren zuvor auf Verschleiß geführt und heruntergewirtschaftet worden.
Vom Unternehmer zum Coach
Durch die Erarbeitung eines Firmenslogans, einer Unternehmens Philosophie und Leitlinien konnten Investoren überzeugt werden, nicht alle Gewinne sofort aus dem Unternehmen zu ziehen, sondern neu zu investieren. Damit hatte Bodo die Chance, zusammen mit seinen Mitarbeitern neue Arbeits- und Umgangsformen zu entwickeln.
Familiengründung
Erst durch seine Frau Claudia und später seine Kinder konnte Bodo ausreichend geerdet werden, um sein Glück zu finden, anzunehmen und zu erkennen, was ihn im Leben glücklich macht. Diese Erkenntnis führte dazu, dass er nicht nur sein Unternehmen zusammen mit allen Mitarbeitern durch stetige Seminare und andere Treffen mit Austausch zu einem vorbildlichen Unternehmen führen konnte. Er erkannte auch, dass diese Coaching Arbeit ihn dermaßen erfüllt, dass er sie für andere Unternehmen anbietet. Sein neuer Slogan: Ich bin glücklich, wenn ich andere Menschen glücklich machen kann.
Fazit für mich:
Bodo Janssen hat sehr viel Platz in seinem Buch für die Beschreibung seines unsteten Partylebens eingeräumt. Sehr ausführlich beschreibt er alle „Abstürze“ und seinen langjährigen gesundheitszerstörenden Lebensabschnitt voller Arroganz und Selbstüberschätzung. Vermutlich ist dies so gewollt, um seine massive Transformation besser herausstellen zu können. Ich persönlich war davon eher gelangweilt und wollte das Buch mehrfach wieder ungelesen weglegen. Der letzte Buchteil widmet sich dann seiner Entwicklung zur Führungskraft mitarbeiterorientierter innovativer Unternehmen und zum Coach. Diesen Teil hätte ich mir eher und gern auch noch ausführlicher erlesen. Denn hierin stecken wirklich eine Menge goldener Einsichten und Anregungen. Deshalb ist das Buch schlussendlich doch sehr wertvoll.
Weitere Bücher von Bodo Janssen: